Age Shaming: Warum Älterwerden kein Grund für Scham ist

 

Wir sprechen über vieles – über Karriere, Beziehungen, Kinder, Erfolg. Aber was oft verschwiegen wird, ist Age Shaming. Die stillen Kommentare, die uns spüren lassen, dass wir „zu alt“ für etwas sind. Die Witze, die unser Alter lächerlich machen. Die Blicke, wenn wir in einem Bereich sichtbar bleiben, der angeblich nur jungen Menschen gehört.

Als Autorin und Journalistin spreche ich regelmäßig mit Frauen, die sich in einer Welt behaupten müssen, die Jugend verherrlicht – und das Älterwerden stigmatisiert. Ich kenne ihre Erfahrungen, ihre Zweifel, aber auch ihre Stärke. Und in diesem Artikel möchte ich dir genau diese Stärke zurückgeben.

Was bedeutet Age Shaming wirklich?

Age Shaming oder Altersbeschämung bedeutet, Menschen aufgrund ihres Alters zu bewerten, abzuwerten oder auszugrenzen. Es ist eine Form von Diskriminierung, die oft harmlos erscheint – ein Scherz, eine Bemerkung – aber tief sitzt.

Typische Situationen:

  • Eine Frau in den Wechseljahren wird gefragt, ob sie noch „leistungsfähig“ sei.

  • Ein älterer Mensch erhält bei einem Bewerbungsgespräch keine Chance, obwohl er qualifiziert ist.

  • Im Familienkreis wird mit einem Lächeln gesagt: „Na, du siehst aber auch nicht mehr aus wie 30.“

So beginnt die Abwertung. Und sie hat Folgen.

Die Folge von Age Shaming auf unsere Psyche und Gesundheit

Age Shaming hinterlässt Spuren. Es beeinflusst unsere Selbstwahrnehmung, unser Verhalten und oft auch unsere Gesundheit.

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Menschen, die regelmäßig altersdiskriminiert werden:

  • mehr unter Beschwerden wie Schlaflosigkeit, innerer Unruhe oder depressiven Symptomen leiden,

  • ein höheres Risiko für chronische Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben,

  • sich öfter aus gesellschaftlichen Aktivitäten zurückziehen, was langfristig zur Isolation führt.

Vor allem Frauen leiden unter der doppelten Erwartung: schön bleiben, jung aussehen, aber gleichzeitig reif und kompetent sein. Ein Spagat, der unmöglich zu erfüllen ist.

Warum trifft es besonders Frauen?

In unserer Gesellschaft ist die Verbindung zwischen weiblicher Attraktivität und Jugend tief verankert. Die Werbung zeigt glatte Haut, volle Lippen, perfekte Proportionen – aber keine Lachfalten, keine Wechseljahre, keine Körperveränderungen.

Männern wird im Alter „Charakter“ zugeschrieben. Frauen hingegen verlieren laut Meinung vieler ihre „Blüte“. Dabei beginnt für viele Frauen jenseits der 40 oder 50 der spannendste Lebensabschnitt – frei von gesellschaftlichem Druck, selbstbestimmter, mutiger.

Doch statt Mut wird uns oft Scham eingeredet.

Age Shaming am Arbeitsplatz

Ein besonders sensibler Bereich ist der Arbeitsplatz.
Hier schlägt Age Shaming oft in offene Diskriminierung um:

  • Beförderungen bleiben aus, weil man „den Jüngeren den Vortritt lassen will“.

  • Weiterbildungen werden nur an die „Zukunft“ vergeben.

  • In Meetings werden erfahrene Stimmen überhört oder belächelt.

Das ist nicht nur unfair – es ist auch wirtschaftlich unklug. Studien zeigen, dass Unternehmen mit altersgemischten Teams produktiver und kreativer sind.

Die Wechseljahre – natürlich, aber tabuisiert

Die Wechseljahre sind für viele Frauen eine Zeit der körperlichen und emotionalen Veränderung. Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, Schlafprobleme, neue Beschwerden – das alles gehört dazu.

Und doch wird diese Phase selten ernst genommen. Oft wird sie zur Folge von Witzen, Schweigen oder pathologisiert.

Dabei ist diese Zeit für viele auch eine Chance: innezuhalten, sich neu auszurichten, alte Rollen loszulassen. Statt „nicht mehr Frau“ zu sein, sind wir vielleicht endlich wir selbst.

Medien, Models & Mythen

In der Öffentlichkeit sehen wir fast keine älteren Modelle – und wenn, dann oft nur in „Silver Campaigns“ mit viel Symbolik. Dabei wäre echte Repräsentation wichtig: Menschen, die ihre Jahre mit Stolz tragen. Frauen, die Karriere machen – mit grauen Haaren. Männer, die über Gefühle sprechen – nach der Pension.

Wir brauchen nicht mehr Filter. Wir brauchen mehr Wirklichkeit.

Umgang mit Age Shaming – 6 Tipps für mehr Selbstvertrauen

  1. Sprich es aus: Wenn dir ein Satz sauer aufstößt, sprich ihn an. Sag ruhig: „Das verletzt mich.“ – Denn oft merken andere nicht, wie übergriffig sie sind.

  2. Umgib dich mit Menschen, die dich stärken: Familie und Freund:innen sollten dich aufbauen – nicht kleinreden.

  3. Vertrau deiner Intuition: Wenn du dich durch eine Bemerkung unwohl fühlst, ist das Gefühl real. Vertraue darauf.

  4. Lerne von anderen Frauen: Lies Interviews, höre Podcasts, folge Autorinnen, die den Mut haben, über ihre Erfahrungen zu schreiben.

  5. Sei stolz auf deine Geschichte: Jeder Fältchen ist ein gelebter Tag. Jede Narbe eine Erfahrung. Du musst dich nicht „reparieren“ – du darfst dich zeigen.

  6. Hol dir Unterstützung: Ob Coaching, Therapie oder Austausch – du musst diesen Weg nicht allein gehen.

Warum wir alle Teil der Lösung sein können

Age Shaming betrifft nicht nur Einzelpersonen – es ist ein gesellschaftliches Thema. Jeder von uns trägt Verantwortung dafür, wie wir über Alter sprechen. Ob im Büro, zu Hause oder auf Social Media.

Wir können aktiv dazu beitragen, das Bild vom Älterwerden zu verändern:

  • In Gesprächen

  • In Sprache

  • In Büchern, Artikeln und Medienbeiträgen

  • Durch Sichtbarkeit, Solidarität und ehrliche Gespräche

Dein Weg zu mehr Selbstwert: Mein Workbook gegen Age Shaming

Wenn du beim Lesen dieses Artikels gespürt hast: Ja, das betrifft auch mich, dann möchte ich dir sagen – du bist nicht allein. Und du musst dich nicht weiter kleinhalten lassen.

Genau aus diesem Grund habe ich mein Workbook gegen Age Shaming und für mehr Selbstannahme im Älterwerden entwickelt. Es ist kein Ratgeber von oben herab. Es ist ein stiller Begleiter – mit Raum für deine Gedanken, deine Gefühle und deine Geschichte.

Was dich erwartet:

  • Reflexionsfragen, die dir helfen, Age Shaming in deinem Leben zu erkennen

  • Impulse für neue Denkweisen über dein Alter, deinen Wert und deinen Körper

  • Platz für deine Erfahrungen, damit du sie nicht mehr verdrängen musst

  • Alltagstaugliche Übungen zur Stärkung deines Selbstwertgefühls

  • Und vor allem: Wertschätzung für dich – in jedem Lebensabschnitt

Dieses Workbook ist für dich, wenn du das Gefühl hast, wieder in deine eigene Stimme, Kraft und Sichtbarkeit zurückfinden zu wollen.

➡️ Du findest alle Infos dazu auf meiner Webseite oder direkt unter dem Menüpunkt „Workbook“. Ich freue mich, wenn es dich auf deinem Weg begleitet.

Fazit: Älterwerden ist kein Makel – es ist Macht

Du bist nicht zu alt. Du bist nicht „fertig“. Du bist nicht weniger wert.
Du bist ein lebendiges, denkendes, fühlendes Wesen – und du hast das Recht, dich zu zeigen, zu sprechen, zu fühlen und dich weiterzuentwickeln.

Wir dürfen alt werden – mit Würde, mit Lust, mit Mut.
Und wir dürfen „Nein“ sagen zu jedem Shaming, das uns das Gegenteil weismachen will.

Kategorie: altersdiskriminierung, freiheiten, berufsleben, art, probleme, person, bedeutung, podcast, umfeld, fall, leistungsgesellschaft

Geschrieben von Ayan Masood

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