Age Shaming: Wenn das Alter zur Diskriminierung wird

„Du bist abgelaufen, seien wir ehrlich! Wer wählt dich in diesem Alter aus? Wie ziehst du dich in deinem Alter so an? Bis zu diesem Alter hattest du keine Familie?“ Neulich habe ich diese Kommentare auf der Social-Media-Seite einer bekannten Person gelesen. Sie ist Mitte 40, Fitnessmodel und Journalistin. Aus meiner Sicht verraten diese Kommentare viel Wut und viele verschiedene Probleme, sie zeigen nicht nur, dass das Phänomen des Age-Shamings in voller Blüte steht.

Heute werde ich über Age Shaming schreiben, weil ich es für sehr wichtig halte. Bevor ich beginne, möchte ich ein paar Fragen stellen. Wird der menschliche Körper, der von einer eindeutig patriarchalischen Gesellschaft über Jahre manchmal als Marketingwährung oder als Instrument der Lust wahrgenommen wurde, in dem Moment irrelevant, in dem er nicht mehr attraktiv ist? Warum wird derselbe Körper trotz seiner Attraktivität manchmal verherrlicht und manchmal verleumdet? Neid, Frustration, Voreingenommenheit innerhalb der Gruppe, Stereotypisierung, Abwehrhaltung, ererbte Muster, Altersbeschämung?

Age Shaming ist eine Art der Diskriminierung, die häufig übersehen wird. Es bezieht sich auf negative Stereotypisierung oder Abwertung von Menschen aufgrund ihres Alters. Dabei können es Kommentare, Witze, Bilder oder Bemerkungen sein, die sich auf das Alter beziehen. Obwohl es oft als harmlos erscheinen mag, kann es schwerwiegende Auswirkungen auf die Betroffenen haben.

Woher kommt Age Shaming?

Age Shaming ist oft ein Ergebnis unserer Kultur, die Jugendlichkeit und Schönheit als idealisiert. Menschen werden oft nach ihrem Alter beurteilt und es wird angenommen, dass sie mit zunehmendem Alter an Wert verlieren. Doch diese Annahmen sind falsch und schädlich. Die Vielfalt des Alters sollte geschätzt werden und das Altern als normaler und wertvoller Teil des Lebens betrachtet werden.

Wie wirkt sich Age Shaming auf die Betroffenen aus?

Studien zeigen, dass Menschen, die von Age Shaming betroffen sind, ein höheres Risiko für Depressionen, Angstzustände und sogar körperliche Erkrankungen haben. Es kann auch zu einem Verlust des Selbstwertgefühls und der Würde führen und die Lebensqualität beeinträchtigen. 

Einige konkrete Beispiele für wissenschaftliche Studien, die die Auswirkungen von Age Shaming untersuchten:

Levy, B. R., & Myers, L. M. (2004). Diese Studie ergab, dass Altersstereotypen den Gesundheitszustand beeinflussen können. Forscher empfehlen, Altersschämung zu bekämpfen und eine positive Einstellung zum Altern zu fördern, um das allgemeine Wohlbefinden und die Gesundheit zu verbessern.

North, M. S., Fiske, S. T., & Dehumanizing, H. (2012). Diese Studie ergab, dass Altersbeschämung zu einer Entmenschlichung älterer Erwachsener führen kann und dass diese Entmenschlichung negative Auswirkungen auf die kognitive Leistungsfähigkeit und die psychische Gesundheit haben kann. Forscher schlagen vor, dass die Förderung einer positiven Einstellung zum Altern dazu beitragen kann, diese negativen Auswirkungen zu verringern.

Chasteen, A. L., Bhattacharyya, S., Horhota, M., Tam, R., & Hasher, L. (2005).
Diese Studie ergab, dass ältere Erwachsene, die sich negativer, altersbedingter Verzerrungen bewusst waren, bevor sie einen Gedächtnistest machten, bei dem Test schlechter abschnitten als diejenigen, die sich dessen nicht bewusst waren. Die Bekämpfung negativer Altersstereotypen und die Förderung einer positiven Einstellung zum Altern können sogar dazu beitragen, die kognitive Leistungsfähigkeit älterer Erwachsener zu verbessern.

Age Shaming gegenüber jüngeren Menschen

Age shaming kann nicht nur ältere Menschen betreffen, sondern auch jüngere Menschen können davon betroffen sein. Bei jungen Erwachsenen kann es zum Beispiel zu Vorurteilen kommen, dass sie zu unerfahren oder unzuverlässig sind, um bestimmte Aufgaben zu übernehmen. Auch kann es dazu führen, dass jüngere Menschen aufgrund ihres Alters nicht ernst genommen werden oder als "Kinder" abgestempelt werden. 


Dies kann zu einem Mangel an Selbstbewusstsein und Respekt führen und sich negativ auf ihre Karrieremöglichkeiten auswirken. Es ist wichtig, auch Altersdiskriminierung gegenüber jüngeren Menschen anzusprechen und zu vermeiden, um eine inklusive und respektvolle Arbeitsumgebung zu schaffen.

Was können wir gegen Age Shaming tun?

Es ist wichtig, gegen Age Shaming vorzugehen, indem wir uns bewusst machen, wie wir mit unseren Mitmenschen umgehen. Wir sollten uns für ein Alter ohne Diskriminierung einsetzen und bereit sein, uns gegen Age Shaming auszusprechen und andere dazu aufzufordern, dies ebenfalls zu tun.

Age Shaming in der Arbeitswelt

Altersdiskriminierung am Arbeitsplatz ist ein bedeutendes Thema, das nicht nur ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer betrifft, sondern auch Unternehmen und die Gesellschaft als Ganzes. Es gibt verschiedene Formen von Altersdiskriminierung, die sich in der Arbeitswelt zeigen können.

Vorurteile basierend aufs Alter

Zu den häufigsten Vorurteilen und Arten von Altersdiskriminierung gehört zum Beispiel die Annahme, dass ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer weniger leistungsfähig und flexibel sind als jüngere. Ein weiteres Vorurteil ist, dass ältere Menschen technologieunfähig sind oder sich nicht mehr weiterbilden wollen. Diese Annahmen können dazu führen, dass ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei der Einstellung, Beförderung oder bei der Vergabe von Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten benachteiligt werden.

Eine weitere Form der Altersdiskriminierung am Arbeitsplatz ist die Kündigung älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aufgrund ihres Alters. Diese Form der Diskriminierung kann schwerwiegende Konsequenzen für die Betroffenen haben, insbesondere wenn sie Schwierigkeiten haben, eine neue Arbeitsstelle zu finden.

Wie kann man Altersdiskriminierung am Arbeitsplatz vermeiden?

Um Altersdiskriminierung am Arbeitsplatz zu vermeiden, ist es wichtig, Menschen für das Thema zu sensibilisieren. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, ist die Durchführung von Schulungen und Workshops für Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Hierbei können Vorurteile abgebaut und ein Bewusstsein für die Bedeutung von Vielfalt geschaffen werden. Auch die Förderung von altersgemischten Teams und die Schaffung von flexiblen Arbeitsmodellen kann dazu beitragen, dass ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer länger im Berufsleben bleiben können.

Fazit

Der menschliche Körper ist seit vielen Jahrhunderten Schlachtfeld unterschiedlicher Ansichten und der Schönheits- und Kosmetikindustrie. Wie wäre es, wenn wir ein paar Sekunden anhalten würden? Wie wäre es, wenn wir unseren Körper als ein Haus betrachten würden? Übrigens das einzig richtige Haus. Eines, das wir nicht umtauschen können, aber wir können uns um es kümmern, es lieben und für das schätzen, was es ist.

In einer Welt, die von Jugendlichkeit besessen ist, ist es leicht, in die Falle zu tappen, Menschen aufgrund ihres Alters zu diskriminieren. Doch indem wir uns bewusst machen, wie schädlich dieses Verhalten sein kann, können wir eine bessere Welt für uns alle schaffen. Lassen Sie uns das Alter als wertvolle Ressource anerkennen und gegen Age Shaming kämpfen.

Quellen

Geschrieben von Mara Schär

Hinterlasse einen Kommentar