Die Depression und die Serotonin-Hypothese

Depression ist eine ernste psychische Erkrankung, die von Gefühlen der Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und Verlust des Interesses an normalen Aktivitäten begleitet wird. Es kann auch zu körperlichen Symptomen wie Schlafstörungen, Appetitlosigkeit und Müdigkeit führen.

Eine der am häufigsten untersuchten Theorien über die Ursachen von Depression ist die Serotonin-Hypothese. Serotonin ist ein Neurotransmitter, der im Gehirn vorkommt und an der Regulierung von Stimmung, Angst und Schlaf beteiligt ist. Niedrige Serotoninspiegel werden oft mit Depressionen in Verbindung gebracht.

Um die Symptome von Depressionen zu behandeln, werden häufig Antidepressiva eingesetzt, die die Serotonin-Aufnahme im Gehirn erhöhen. Diese Medikamente können die Symptome von Depressionen lindern, indem sie die Serotoninspiegel im Gehirn erhöhen.

Ein weit verbreiteter Mythos?

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Depression eine komplexe Erkrankung ist, die auf mehrere Faktoren zurückzuführen sein kann. Serotonin ist nur ein Teil des Puzzles und es gibt auch andere Faktoren wie genetische, Umwelt- und psychosoziale Faktoren, die eine Rolle spielen können. Ein Artikel in Nature Molecular Psychiatry bringt neue Beweise. „In einer systematischen Überprüfung von Studien zum Serotoninspiegel bei Menschen mit Depressionen fand sich kein Hinweis darauf, dass depressive Menschen im Vergleich zu nicht depressiven Menschen einen niedrigeren Serotoninspiegel oder eine abnormale Serotoninaktivität aufwiesen.„

Die Autoren der Studie, Joanna Moncrieff und Mark Horowitz, betonen, dass die Vorstellung, dass Depressionen durch eine chemische Imbalance verursacht werden, immer noch weit verbreitet ist und dass akademische Psychiatrie nicht genug Anstrengungen unternommen hat, um dieses Missverständnis bei der Öffentlichkeit zu korrigieren. Sie betonen auch, dass ihre Studie sich auf den Mangel an Belegen für niedrige Serotoninwerte oder niedrige Serotonin-Aktivitäten in Depressionen konzentriert und sich nicht mit der Wirksamkeit von Antidepressiva in klinischen Studien befasst.

Diese Debatte hat jedoch auch dazu geführt, dass die Wirksamkeit von Antidepressiva in Frage gestellt wird. Es ist wichtig zu betonen, dass Antidepressiva nicht für jeden geeignet sind und dass es viele andere Hypothesen darüber gibt, wie sie helfen können, die Symptome von Depressionen zu lindern, wie zum Beispiel die Idee, dass sie die Neuroplastizität verbessern oder mit serotonerger Aktivität in Hirnkreisen interagieren, die bei der Suche nach Belohnungen und Stimmung beteiligt sind. Es gibt auch viele Bewertungen, die darauf hinweisen, dass Antidepressiva in der Behandlung von Depressionen für manche Menschen hilfreich sind.

Es ist jedoch auch wichtig, uns mit aktuellen und genauen Informationen zu versorgen, um fundierte Entscheidungen über unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden zu treffen. Diese Studie zeigt, dass es eine Lücke zwischen dem, was die Öffentlichkeit über die Ursachen von Depressionen weiss und dem, was die Wissenschaft tatsächlich weiss, gibt. Es ist auch esenziell darauf hinzuweisen, dass die Behandlung von Depressionen nicht auf die Verwendung von Medikamenten beschränkt sein sollte.

Während Antidepressiva für manche Menschen hilfreich sein können, gibt es viele andere Ansätze, die ebenfalls erfolgreich sein können, wie zum Beispiel die Verwendung von Verhaltenstherapie, Psychotherapie, Life Coaching, Gesprächstherapie, Bewegung, Ernährung- und Schlafoptimierung und Stressbewältigungstechniken. Es ist wichtig, mit einem qualifizierten Gesundheitsexperten zusammenzuarbeiten, um die beste Behandlungsmethode für jeden Einzelnen zu finden. 

Coaching ist eine Form der Unterstützung, bei der ein Coach dem Klienten dabei hilft, seine Ziele zu erreichen und Herausforderungen zu meistern. Im Falle von Depressionen kann ein Coach dem Klienten dabei helfen, die Symptome zu verstehen und zu bewältigen, sowie die Stärken des Klienten zu erkennen und zu nutzen.

Ein wichtiger Bestandteil des Coachings bei Depressionen ist die Identifizierung von Gedanken- und Verhaltensmustern, die die Depression verstärken. Der Coach kann dem Klienten dabei helfen, negative Gedanken zu hinterfragen und sie durch positive Gedanken zu ersetzen. Auch das Erlernen von Entspannungstechniken wie Progressive Muskelentspannung oder Yoga kann helfen, die Symptome zu lindern.

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Coachings bei Depressionen ist die Unterstützung bei der Aktivierung und Wiederaufnahme von Aktivitäten und Hobbys, die vor der Erkrankung Freude bereitet haben. Dies kann dazu beitragen, die Motivation und das Selbstwertgefühl des Klienten zu steigern.

Es ist wichtig zu betonen, dass Coaching kein Ersatz für eine medizinische Behandlung ist. Menschen mit Depressionen sollten immer auch einen Arzt oder Psychotherapeuten aufsuchen. Coaching kann jedoch eine wertvolle Ergänzung zu einer medizinischen Behandlung sein und dazu beitragen, dass sich die Symptome verbessern und die Lebensqualität steigert.

Jüngste Forschungsarbeiten sprechen auch fürs Coaching. Das Team hinter Modern Health hat Vielversprechendes herausgefunden. Laut einer Studie, die im “Journal of Technology of Behavioral Science” veröffentlicht wurde, geben 58% Menschen, die mit Depressionssymptomen ein Coaching begannen, nach mindestens einer Sitzung eine klinische Besserung zu spüren. Ihr allgemeines Wohlbefinden stieg um 76%. 

Das stützt sich alles auf frühere Studien, die bewiesen haben, dass mehrere Sitzungen zu einem besseren Ergebnis führen. In dieser Studie wurde auch festgestellt, dass die therapeutische Allianz zwischen Klienten und ihren Coaches im Rahmen einer virtuellen Einzelbetreuung genauso stark war wie zwischen Klienten und ihren Therapeuten. Mehr darüber in unserem Blogartikel.

In Zusammenfassung kann man sagen, dass Coaching eine wertvolle Unterstützung bei der Behandlung von Depressionen sein kann. Es hilft dabei, die Symptome zu verstehen und zu bewältigen, sowie die Stärken des Klienten zu erkennen und zu nutzen.

Abschliessend, ist Depression eine komplexe Erkrankung, die durch mehrere Faktoren beeinflusst werden kann. Die Serotonin-Hypothese ist eine von vielen Theorien über die Ursachen von Depression und Antidepressiva, die die Serotoninspiegel erhöhen, sind eine von vielen Behandlungsoptionen.

Quellen:

The serotonin theory of depression: a systematic umbrella review of the evidence | Molecular Psychiatry (nature.com)

The New Study on Serotonin and Depression Isn’t About Antidepressants (vice.com)

https://www.modernhealth.com/post/new-peer-reviewed-research-shows-the-clinical-effectiveness-of-modern-health

https://en.wikipedia.org/wiki/Major_depressive_disorder

https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/depression

https://www.psychologytoday.com/us/blog/evidence-based-care/202207/new-research-finds-coaching-be-par-therapy

Sagui-Henson, S. J., Welcome Chamberlain, C. E., Smith, B. J., Li, E. J., Castro Sweet, C., & Altman, M. (in press). Understanding components of therapeutic alliance and well-being from use of a global digital mental health benefit during the COVID-19 pandemic: Longitudinal observational study. Journal of Technology in Behavioral Science.

 

Geschrieben von Mara Schär

Hinterlasse einen Kommentar