In unserer schnelllebigen Arbeitswelt, in der Fachkräfte händeringend gesucht werden, rückt ein Thema immer stärker in den Fokus: Die Wechseljahre und ihre Auswirkungen auf Frauen am Arbeitsplatz. Hormonelle Veränderungen, wie Schwankungen von Cortisol, Melatonin und Östrogen, führen häufig zu Müdigkeit, Konzentrationsproblemen und sogar zu Schlafstörungen.
Diese körperlichen und mentalen Herausforderungen wirken sich bei vielen Frauen auf ihre Produktivität aus – ein Punkt, der in vielen Unternehmen bisher wenig Beachtung findet. Dabei ist es gerade jetzt, in Zeiten des Fachkräftemangels, wichtiger denn je, diesen Aspekt nicht zu vernachlässigen.
Wechseljahre und ihre Auswirkungen auf Frauen
Die Wechseljahre sind eine natürliche Phase im Leben einer Frau, die etwa um die Lebensmitte beginnt, meist zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr. Diese Phase, auch als Klimakterium oder Menopause bekannt, ist durch eine hormonelle Umstellung geprägt, die bei vielen Frauen zu unterschiedlichen Beschwerden führen kann. Symptome wie Hitzewallungen, Schweissausbrüche, und Stimmungsschwankungen sind für viele Frauen in den Wechseljahren typisch.
Die Ursache dafür ist der Rückgang des Östrogenspiegels, der zu weitreichenden körperlichen Veränderungen führt. Diese hormonellen Veränderungen betreffen fast alle Frauen, auch wenn das Ausmass der Beschwerden von Frau zu Frau unterschiedlich ist.
Ein Drittel der Frauen in den Wechseljahren leidet unter starken Wechseljahresbeschwerden, die das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen können. Hitzewallungen, die plötzlich auftretende Hitze im Gesicht oder am Oberkörper, gehören zu den häufigsten Symptomen. Zusammen mit Schlafstörungen, Inkontinenz, und Problemen mit der Menstruation wie dem Ausbleiben der Blutung oder unregelmässigen Blutungen, kann diese Lebensphase eine enorme Herausforderung darstellen.
Hinzu kommen oft Stimmungsschwankungen und eine Verringerung der Fruchtbarkeit, da der Eisprung unregelmässiger wird und schliesslich ganz ausbleibt. Frauen sollten sich in dieser Phase nicht scheuen, Unterstützung bei einem Frauenarzt zu suchen, um ihre Symptome zu besprechen und mögliche Behandlungsmethoden wie Hormontherapien oder andere Möglichkeiten in Betracht zu ziehen.
Die hormonelle Umstellung während der Wechseljahre kann ausserdem das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen, da die Produktion von Östrogen und Progesteron stark abnimmt. Neben Herz-Kreislauf-Problemen können auch andere Begleiterscheinungen wie Schweissausbrüche, Hitzewallungen und Inkontinenz auftreten.
Diese Symptome treten häufig bereits in der Perimenopause, also der Phase vor der eigentlichen Menopause, auf und können für viele Frauen belastend sein. Es gibt jedoch viele Möglichkeiten, diese Beschwerden zu lindern, von medikamentösen Behandlungen bis hin zu Lebensstiländerungen wie gesunde Ernährung und Bewegung, um die hormonellen Schwankungen besser zu bewältigen.
Der Rückgang des Östrogenspiegels kann neben körperlichen auch psychische Symptome auslösen, wie z. B. Stimmungs- und Gedächtnisschwankungen sowie chronische Müdigkeit. Zusätzlich bleibt der Cortisolspiegel bei vielen Frauen in den Wechseljahren am Abend erhöht, was das Einschlafen erschwert. Gleichzeitig wird die Produktion von Melatonin, dem Schlafhormon, durch das Blaulicht von Bildschirmen beeinträchtigt. Diese Faktoren zusammen können zu Schlafstörungen führen, die wiederum die psychische Gesundheit beeinträchtigen und sich negativ auf Konzentration, Stimmung und allgemeines Wohlbefinden auswirken.
Diese Symptome können nicht nur das persönliche Wohlbefinden beeinträchtigen, sondern auch das Arbeitsleben erheblich beeinflussen. Eine Umfrage der British Menopause Society zeigte, dass 45 % der befragten Frauen berichteten, dass sich ihre Wechseljahrsbeschwerden negativ auf ihre Arbeitsleistung auswirkten. Besonders Schlafstörungen und Müdigkeit führten zu Konzentrationsproblemen, die wiederum zu einem Verlust der Produktivität führen können.
Studien zu Produktivität und Fehlzeiten in den Wechseljahren
Mehrere Studien haben gezeigt, dass Frauen in den Wechseljahren häufiger Fehlzeiten aufweisen und ihre Produktivität bei der Arbeit beeinflusst sein kann. Ein paar wichtige Studienergebnisse:
Produktivität und Arbeitsleistung:
Laut einer Studie der University of Nottingham (2010) gaben 40 % der Frauen an, dass ihre Symptome die Produktivität beeinflussten, und 25 % fühlten sich durch ihre Beschwerden „emotional ausgelaugt“. Besonders betroffen waren Frauen mit Schlafstörungen, die angaben, sich am Arbeitsplatz oft erschöpft und unkonzentriert zu fühlen.
Fehlzeiten:
In einer Studie, die in der Zeitschrift für Frauenheilkunde veröffentlicht wurde, berichteten Forscher, dass Frauen mit schwerwiegenden Wechseljahrsbeschwerden häufiger krankheitsbedingt ausfielen. Diese Fehlzeiten standen oft in Zusammenhang mit Schlafproblemen, Hitzewallungen und einer generellen Erschöpfung.
Psychische Belastung:
Eine Umfrage der Chartered Institute of Personnel and Development (CIPD) ergab, dass 59 % der befragten Frauen in den Wechseljahren angaben, dass ihre Symptome sich negativ auf ihre Arbeit auswirkten. Zusätzlich berichteten viele Frauen, dass die fehlende Unterstützung durch ihren Arbeitgeber die Situation verschlimmerte, was zu einem erhöhten Stressniveau führte.
Warum Arbeitgeber sich damit auseinandersetzen sollten
Angesichts dieser Daten stellt sich die Frage: Warum sollten Arbeitgeber dem Thema Wechseljahre mehr Aufmerksamkeit schenken, insbesondere in Zeiten von Fachkräftemangel?
Fachkräftemangel und erfahrene Mitarbeiterinnen:
Frauen in den Wechseljahren gehören oft zu den erfahrensten und kompetentesten Mitarbeiterinnen in einem Unternehmen. Ihre Erfahrung und Expertise sind von unschätzbarem Wert, und der Verlust dieser wertvollen Ressource durch mangelnde Unterstützung wäre fatal – sowohl für die Unternehmen als auch für die betroffenen Frauen selbst.
Erhöhte Fehlzeiten reduzieren:
Durch das Schaffen eines verständnisvollen und flexiblen Arbeitsumfelds können Arbeitgeber dazu beitragen, Fehlzeiten zu reduzieren. Massnahmen wie flexible Arbeitszeiten, Homeoffice-Optionen oder der Zugang zu medizinischer Beratung können erheblich zur Entlastung beitragen.
Unterstützung für psychisches Wohlbefinden:
Wechseljahresbeschwerden wie Schlafstörungen und Müdigkeit wirken sich nicht nur körperlich, sondern auch psychisch aus. Ein achtsames Arbeitsumfeld, das diese Belastungen anerkennt und flexible Lösungen bietet, kann die Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen stärken.
Praktische Massnahmen für Unternehmen
Um den Auswirkungen der Wechseljahre besser zu begegnen, können Unternehmen verschiedene Massnahmen ergreifen, um ihre Mitarbeiterinnen zu unterstützen:
Flexible Arbeitszeiten:
Frauen mit Schlafproblemen oder Müdigkeit könnten von flexibleren Arbeitszeiten profitieren, die ihnen die Möglichkeit geben, ihren Arbeitstag ihrem Wohlbefinden anzupassen.
Unterstützende Gespräche:
Offene Gespräche über gesundheitliche Herausforderungen am Arbeitsplatz können das Stigma rund um die Wechseljahre verringern. Führungskräfte sollten geschult werden, wie sie ihre Mitarbeiterinnen unterstützen und ihnen entgegenkommen können.
Gesundheitsprogramme:
Unternehmen können Gesundheits- und Wellnessprogramme anbieten, die auf die besonderen Bedürfnisse von Frauen in den Wechseljahren eingehen. Dies könnte sowohl die physische als auch die psychische Gesundheit umfassen, wie z.B. Stressmanagement oder Schlafberatung.
Coaching:
In den Wechseljahren erleben viele Frauen zusätzlich zu den körperlichen Symptomen auch psychologische Veränderungen, wie Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit und sogar depressive Verstimmungen. Das Zusammenspiel von hormonellen Schwankungen, der nachlassenden Hormonproduktion und den damit verbundenen Veränderungen kann das seelische Gleichgewicht vieler Frauen beeinträchtigen. Besonders in der Postmenopause, wenn die Produktion von Sexualhormonen wie Östrogen und Progesteron deutlich gesunken ist, wird der Umgang mit diesen Problemen herausfordernd. Hier kann ein gezieltes Coaching helfen, besonders auf den psychologischen Aspekt einzugehen. Ein ganzheitlicher Ansatz, der emotionale Unterstützung und praktische Techniken für den Umgang mit Stress bietet, kann Frauen in dieser Phase stärken und ihnen helfen, die Wechseljahre als eine Form der persönlichen Weiterentwicklung zu betrachten, statt sie nur als eine Phase der körperlichen Umstellung zu sehen.
Fazit: Wechseljahre und Fachkräftemangel – eine Chance für Unternehmen
In Zeiten von Fachkräftemangel sollte es im Interesse jedes Unternehmens liegen, die Bedürfnisse aller Mitarbeiterinnen zu berücksichtigen. Frauen in den Wechseljahren sind eine wertvolle Ressource, und ihre Herausforderungen dürfen nicht ignoriert werden. Mit mehr Unterstützung am Arbeitsplatz können ihre Leistung und ihr Wohlbefinden erheblich verbessert werden, was sich langfristig positiv auf das Unternehmen und die Mitarbeiterzufriedenheit auswirken kann.
Das Thema Wechseljahre sollte nicht länger ein Tabu sein, sondern aktiv in Unternehmensstrategien zur Gesundheitsförderung und zum Personalmanagement integriert werden. Ein achtsames und flexibles Arbeitsumfeld kann dabei helfen, die Potenziale dieser erfahrenen und kompetenten Frauen bestmöglich zu nutzen.
Quellen:
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British Menopause Society: "Impact of Menopause on Women in the Workplace", 2021
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University of Nottingham (2010): "Menopause and Work: An Overview of British Experiences"
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Chartered Institute of Personnel and Development (CIPD), "The Menopause at Work", 2019
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Zeitschrift für Frauenheilkunde, "Menopause and Health at the Workplace", 2020
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