
Was ist eine Depression?
Die Depression, auch depressive Störung genannt, ist mehr als ein schlechter Tag oder ein Tief nach einem stressigen Ereignis. Es handelt sich um eine ernstzunehmende psychische Erkrankung, die die Stimmung, das Denken, Fühlen und Handeln beeinflusst.
Depression ist eine häufige psychische Störung, von der weltweit rund 5% der Erwachsenen betroffen sind. Die Störung zeigt sich durch anhaltende Traurigkeit und mangelndes Interesse an Aktivitäten, die früher Freude bereiteten. Es wird angenommen, dass Depression durch eine komplexe Interaktion sozialer, psychologischer und biologischer Faktoren verursacht wird und Probleme in der Schule und am Arbeitsplatz verursachen kann.
Der medizinische Begriff für Depression ist „rezidivierende depressive Störung“ oder „depressive Episode“. In der ICD-10 (der internationalen Klassifikation psychischer Krankheiten) wird sie unter dem Code F32 (Episode) und F33 (rezidivierende depressive Störung) geführt.
Symptome einer Depression
Die Hauptsymptome sind oft:
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Antriebslosigkeit
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Interessenverlust (früher wichtige Aktivitäten machen keinen Spass mehr)
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Anhaltende Traurigkeit oder gedrückte Stimmung
Daneben gibt es weitere Symptome, wie:
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Ermüdbarkeit
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Schlafstörungen oder Schlaflosigkeit
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Gedanken an Schuld, Wertlosigkeit oder Suizidgedanken
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Konzentrationsstörungen
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Körperliche Beschwerden ohne medizinischen Befund
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Sozialer Rückzug
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Grübeln und negatives Denken
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Gefühl der inneren Hemmung
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Vermindertes Selbstwertgefühl
Wichtig: Nicht alle Betroffenen zeigen alle Anzeichen. Die Häufigkeit, Schwankungen und der Verlauf sind individuell.
Eine komplexe Krankheit
Depression ist eine komplexe Krankheit, die von den grössten Psychologen, Neurologen und Psychiatern dieser Welt immer noch nicht richtig verstanden wird. 350 Millionen Menschen leiden an einer schweren depressiven Störung und 60 Millionen an einer bipolaren Störung. Abgesehen von den nicht diagnostizierten. Diese Zahlen unterstreichen, wie wichtig es ist, die verschiedenen Arten von Depressionen, von schweren Depressionen bis hin zu anhaltenden depressiven Störungen, zu verstehen und die richtige Behandlung zu finden.
Die Depression kommt, und nach anhaltendem Kampf geht sie oft wieder. Aber für die Hälfte der Menschen kehrt die Depression zurück! (Curry et al., 2011; Klein & Kotov, 2016). Und bei etwa 20 % ist die Erkrankung chronisch (Klein, 2010).
Im Vergleich zu früheren Generationen treten Depressionen früher und häufiger auf, mit den höchsten Raten bei älteren Teenagern und jungen Erwachsenen.
Eine Therapie beschleunigt oft die Genesung, aber manche Menschen erholen sich auch ohne professionelle Hilfe von einer Depression. Einige tun dies ohne zukünftige Depressionen und mit "optimalem Wohlbefinden" (Rottenberg et al., 2019). Eine dauerhafte Genesung ist wahrscheinlicher, wenn: Die erste Episode später im Leben stattfindet, die Person minimalen physischen und psychischen Stress erfährt und das Wichtigste: ES GIBT AUSREICHENDE SOZIALE UNTERSTÜTZUNG.
Risikofaktoren und Ursachen
Zu den Risikofaktoren zählen bestimmte Persönlichkeitsmerkmale wie ein niedriges Selbstwertgefühl und biologische Unterschiede. Die Behandlung von Depressionen umfasst psychologische Behandlung und Medikamente, und Präventionsprogramme haben gezeigt, dass sie Depressionen reduzieren können.
Eine der am häufigsten untersuchten Theorien über die Ursachen von Depression ist die Serotonin-Hypothese. Serotonin ist ein Neurotransmitter, der im Gehirn vorkommt und an der Regulierung von Stimmung, Angst und Schlaf beteiligt ist. Niedrige Serotoninspiegel werden oft mit Depressionen in Verbindung gebracht. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Depression eine komplexe Erkrankung ist, die auf mehrere Faktoren zurückzuführen sein kann. Serotonin ist nur ein Teil des Puzzles und es gibt auch andere Faktoren wie genetische, Umwelt- und psychosoziale Faktoren, die eine Rolle spielen können. Ein Artikel in Nature Molecular Psychiatry bringt neue Beweise. „In einer systematischen Überprüfung von Studien zum Serotoninspiegel bei Menschen mit Depressionen fand sich kein Hinweis darauf, dass depressive Menschen im Vergleich zu nicht depressiven Menschen einen niedrigeren Serotoninspiegel oder eine abnormale Serotoninaktivität aufwiesen.„ Mehr darüber, in unserem Artikel.
In Deutschland leiden jedes Jahr rund 5,3 Millionen Menschen an Depressionen, und etwa 17 Prozent der deutschen Erwachsenen werden im Laufe ihres Lebens an einer anhaltenden depressiven Störung leiden. Eine Studie ergab, dass in der Schweiz 13,5% der 16- bis 25-Jährigen mittlere bis schwere Symptome von Depressionen aufweisen, verglichen mit 8,6% der Gesamtbevölkerung.
Schwere oder leichte Depression?
Es gibt verschiedene Arten von Depressionen, wie z. B. schwere Depression, anhaltende depressive Störung, leichte Depression oder bipolare Störung.
Stimmungsschwankungen sind vorübergehende emotionale Schwankungen, die gelegentlich depressive Stimmungen beinhalten können, während Depression ein halbpermanenten Zustand von Hoffnungslosigkeit und Müdigkeit ist, der nach mindestens zwei Wochen nicht nachlässt. Eine schwere Depression ist durch grössere psychiatrische Belastungen und eine schlechtere psychosoziale Funktion als eine leichte Depression gekennzeichnet.
Eine leichte Depression hingegen wird auch als subklinische Depression bezeichnet und ist eine Stimmungsstörung, die nicht alle Kriterien für eine Major Depression erfüllt, jedoch mindestens zwei depressive Symptome für eine längere Zeit aufweist. Im Gegensatz zu einer schweren Depression sind die Symptome einer leichten Depression weniger ausgeprägt und können von Betroffenen oft besser versteckt werden. Dennoch können auch sie das tägliche Leben stark beeinträchtigen.
Zu den Symptomen einer leichten Depression gehören unter anderem eine gedrückte Stimmung, Interessenverlust, Schlafstörungen, Erschöpfung und vermehrte Reizbarkeit. Menschen mit einer leichten Depression können oft noch am Alltagsgeschehen teilnehmen und ihre Arbeit ausführen, allerdings fällt es ihnen schwer, Freude an Aktivitäten zu empfinden und sie sind oft schnell erschöpft.
Diagnose und Abklärung
Eine Diagnose wird von Ärzt:innen oder Psychotherapeut:innen gestellt – nicht vom Internet. Wenn du denkst, du oder jemand in deinem Umfeld zeigt Anzeichen einer Depression: Such dir Unterstützung.
Zur Abklärung gehören:
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Ein ausführliches Gespräch (Anamnese)
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Fragebögen (z. B. PHQ-9)
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Ausschluss anderer Krankheiten (z. B. Schilddrüsenunterfunktion)
Frühzeitige Diagnose erhöht die Chance auf eine erfolgreiche Behandlung erheblich.
Behandlungsmöglichkeiten
Die gute Nachricht: Depression ist behandelbar. Je nach Schweregrad kommen verschiedene Methoden infrage.
1. Psychotherapie
Die wirksamste Methode bei mittelgradigen und schweren Depressionen ist die Psychotherapie. Besonders hilfreich:
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Kognitive Verhaltenstherapie (Veränderung negativer Denk- und Verhaltensmuster)
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Tiefenpsychologisch fundierte Therapie
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Interpersonelle Therapie
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Achtsamkeitsbasierte Therapien
2. Antidepressiva
In schweren Fällen oder bei chronischen Verläufen können Antidepressiva helfen, das Gleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn zu stabilisieren. Wichtig: Wirkung setzt oft erst nach 2–4 Wochen ein. Absetzen immer nur mit ärztlicher Begleitung.
3. Weitere Ansätze
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Bewegungstherapie (z. B. Joggen, Yoga)
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Achtsamkeitstraining, Meditation
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Lichttherapie (bei saisonaler Depression)
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Gruppentherapie und Austausch mit anderen Patienten
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Ketamin und Psychedelika
Ketamin und Psychedelika: Neue Wege in der Depressionsbehandlung
In der modernen Depressionsforschung gewinnen ketaminbasierte Therapien und psychedelische Substanzen wie Psilocybin zunehmend an Bedeutung. Besonders bei therapieresistenten Depressionen zeigen sich neue, vielversprechende Ansätze.
Ketamin, ein Narkosemittel, wirkt über das Glutamat-System (insbesondere über den NMDA-Rezeptor) und kann laut Studien bereits innerhalb von Stunden antidepressive Effekte auslösen, im Gegensatz zu klassischen Antidepressiva, die oft Wochen benötigen. Studien belegen, dass eine einmalige intravenöse Gabe von Ketamin eine rasche Reduktion depressiver Symptome verursachen kann, insbesondere bei Suizidalität (Berman et al., 2000; Zarate et al., 2006). Mittlerweile sind auch Ketamin-Nasensprays (z. B. Esketamin) zugelassen, die unter ärztlicher Aufsicht verabreicht werden.
Auch Psilocybin, der psychoaktive Wirkstoff in sogenannten „Magic Mushrooms“, wird in klinischen Studien untersucht. Die Substanz scheint das Gehirn in einen neuroplastischen Zustand zu versetzen, in dem festgefahrene Denkmuster gelockert werden. Besonders bemerkenswert ist, dass die antidepressive Wirkung nach nur einer oder zwei begleiteten Sitzungen spürbar sein kann und Wochen bis Monate anhält (Carhart-Harris et al., 2016; Davis et al., 2021).
Beide Ansätze betonen die Bedeutung der therapeutischen Begleitung: Psychedelika entfalten ihr volles Potenzial nur in einem sicheren, kontrollierten Setting, mit gezielter psychologischer Integration der Erfahrungen.
Trotz der positiven Daten ist Vorsicht geboten: Nicht alle Patient:innen profitieren gleich stark, und insbesondere bei bestehenden psychotischen Erkrankungen sind diese Substanzen kontraindiziert. Zudem sind viele dieser Ansätze (Stand 2024) noch im Studienstatus und nicht breit verfügbar. Dennoch markieren sie eine Revolution im Verständnis affektiver Störungen und könnten langfristig die psychiatrische Praxis stark verändern.
Depression und Lebensqualität
Unbehandelt kann Depression die Lebensqualität massiv einschränken. Beziehungen zerbrechen, Arbeit leidet, Selbstzweifel wachsen. Manche erleben das Leben als sinnlos – Suizidgedanken können auftreten. Deshalb ist Hilfe so wichtig.
Doch mit der richtigen Behandlung, Geduld und Unterstützung ist ein erfülltes Leben wieder möglich. Viele Menschen berichten, dass sie nach einer Depression bewusster, klarer und mit mehr Sinn durchs Leben gehen.
Was du selbst tun kannst
Auch wenn professionelle Hilfe wichtig ist, du kannst selbst aktiv werden:
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Sprich offen mit einer vertrauten Person
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Führe ein Stimmungstagebuch
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Bewegung hilft (schon 10 Minuten spazieren)
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Setze kleine, realistische Ziele
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Reduziere Reizüberflutung (Handy, Nachrichten)
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Übe Achtsamkeit – bewusst atmen, fühlen, innehalten
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Lies hilfreiche Artikel oder ein unterstützendes Buch
Wichtig: Du bist nicht allein
Die Bevölkerung ist sensibler geworden. Immer mehr Prominente sprechen offen über ihre Depression – das ist gut. Es nimmt das Stigma. Und doch bleibt viel zu tun. Noch immer warten viele zu lange, aus Scham, Unwissen oder Angst.
Doch Depression ist keine Schwäche. Sie ist eine Krankheit und sie verdient Verständnis, Mitgefühl und Behandlung.
Mein Workbook: Dein persönlicher Wegbegleiter
Wenn du dich mit dem Thema Depression beschäftigst, sei es als Betroffene:r, Angehörige:r oder Interessierte:r, möchte ich dir mein Workbook ans Herz legen. Es ist kein Therapie-Ersatz, aber ein liebevoll gestalteter Begleiter:
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Mit Reflexionsübungen
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Platz für Gedanken & Gefühle
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Achtsamkeitspraxis & kleine Routinen
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Unterstützung auf deinem Weg zu mehr Stimmung, Selbstfürsorge und Klarheit
Du kannst es als Ergänzung zur Psychotherapie nutzen.
Es ist wichtig, Depressionen ernst zu nehmen und Hilfe zu suchen. Wenn man glaubt, unter einer Depression zu leiden, sollte man sich an einen Facharzt oder eine Fachärztin wenden, um eine genaue Diagnose und Behandlung zu erhalten.
Insgesamt ist es wichtig, sich bewusst zu sein, dass Depressionen eine häufige und ernstzunehmende Erkrankung sind, die viele Menschen betrifft. Es ist jedoch auch möglich, Depressionen zu behandeln und sich von ihnen zu erholen. Indem man Symptome ernst nimmt, Hilfe sucht und eine individuelle Behandlung erhält, kann man die Schwere der Depression reduzieren und wieder Freude am Leben finden.
Quellen
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Berman, R. M., Cappiello, A., Anand, A., et al. (2000). Antidepressant effects of ketamine in depressed patients. Biological Psychiatry, 47(4), 351–354.
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Zarate, C. A., Singh, J. B., Carlson, P. J., et al. (2006). A randomized trial of an N-methyl-D-aspartate antagonist in treatment-resistant major depression. Archives of General Psychiatry, 63(8), 856–864.
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Carhart-Harris, R. L., Bolstridge, M., Rucker, J., et al. (2016). Psilocybin with psychological support for treatment-resistant depression: An open-label feasibility study. The Lancet Psychiatry, 3(7), 619–627.
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Davis, A. K., Barrett, F. S., May, D. G., et al. (2021). Effects of Psilocybin-Assisted Therapy on Major Depressive Disorder. JAMA Psychiatry, 78(5), 481–489.
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Deutsche Welle. (2018, Dezember 4). 5.3 million Germans suffer from depression each year. https://www.dw.com/en/53-million-germans-suffer-from-depression-each-year/a-46506088
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Swissinfo.ch. (2020, August 6). More young adults report symptoms of depression. https://www.swissinfo.ch/eng/society/more-young-adults-report-symptoms-of-depression/45997866
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Medical News Today. (2017, Januar 3). How long does depression last? https://www.medicalnewstoday.com/articles/314071
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Menopause Now. (n.d.). How to distinguish between mood swings and depression. https://www.menopausenow.com/depression/articles/how-to-distinguish-between-mood-swings-and-depression
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PsychCentral. (n.d.). How long does depression last? https://psychcentral.com/depression/how-long-does-depression-last
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National Institute of Mental Health (NIMH). (n.d.). Depression. https://www.nimh.nih.gov/health/topics/depression
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WebMD. (n.d.). Types of depression. https://www.webmd.com/depression/guide/depression-types
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World Health Organization (WHO). (n.d.). Depression. https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/depression
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Wikipedia contributors. (n.d.). Major depressive disorder. In Wikipedia. Retrieved July 10, 2025, from https://en.wikipedia.org/wiki/Major_depressive_disorder
Kategorie: prof, verlust, antrieb, stimmungstief, stand, zeichen, interesse