Motherese – die Bedeutung von Babytalk in der sprachlichen Entwicklung von Babys

Motherese, auch bekannt als Ammensprache oder Babytalk, ist eine sprachliche Art der Interaktion zwischen Eltern und Babys. Motherese zeichnet sich durch hohe Tonhöhe, langsame und einfache Aussprache, Wiederholungen, übertriebene Betonung von Wörtern und kurze Sätze aus. 

Diese Art des Sprechens ist eine natürliche Art, mit Säuglingen und Kleinkindern zu kommunizieren und spielt eine wichtige Rolle in der sprachlichen Entwicklung.

Forscher haben auch entdeckt, dass Fetal directed speech (FDS) bereits während der Schwangerschaft zu hören ist. FDS korreliert mit den ersten Wahrnehmungen der fetalen Bewegungen und den Depressionswerten der Mutter. Eine bestimmte Menge an FDS kann daher ein nützliches Signal für Ärzte sein, um pränatale Depressionen und die mütterliche Beteiligung während der Schwangerschaft zu erkennen. 

Motherese als Faktor in der sprachlichen Entwicklung von Babys 

Die Verwendung von Motherese durch Eltern ist ein wichtiger Faktor in der sprachlichen Entwicklung von Babys. Es hilft, die Verbindung zwischen Eltern und Babys zu stärken und die Sprachentwicklung zu fördern. Eltern, die viel mit ihren Babys sprechen und ihnen eine einfache und klare Sprache anbieten, unterstützen die Kinder bei der Sprachentwicklung und der Ausbildung der sprachlichen Kompetenz.

Die Ammensprache war zwischenzeitlich mal etwas in Verruf geraten, allerdings zu Unrecht. Säuglinge im ersten Lebensjahr sind für den Spracherwerb auf die Ammensprache angewiesen

Wie funktioniert es? Sehr junge Säuglinge können eine grössere Vielfalt von Phonemen unterscheiden als Erwachsene. Die Erwachsene haben die Fähigkeit verloren, phonemische Unterscheidungen zu machen, die in ihrer Muttersprache nicht wichtig sind (Saffran & Thiessen, 2003). Kleinkinder sind bemerkenswert gut darauf vorbereitet, eine angepasste Sprache zu entschlüsseln. Erwachsene variieren zuverlässig ihren Tonfall, wenn sie mit präverbalen Säuglingen kommunizieren. Diese Intonationsaufforderungen sind oft erfolgreich bei der Beeinflussung der Stimmung oder des Verhaltens eines Babys. Präverbale Säuglinge unterscheiden nicht nur verschiedene Intonationsmuster, sondern erkennen auch, dass bestimmte Stimmlagen eine besondere Bedeutung haben. In der zweiten Hälfte des ersten Jahres gewöhnen sie sich an den Rhythmus der Sprache, was ihnen hilft, das Gehörte zunächst in Sätze und schliesslich in Wörter zu unterteilen.

Es ist wichtig, sich des Unterschieds zwischen Ammensprache und multimodaler Ammensprache (Motherese) bewusst zu sein.

Das multimodale Motherese bezieht sich auf die Verwendung mehrerer Kommunikationskanäle zusätzlich zur gesprochenen Sprache bei der Kommunikation mit Säuglingen und Kleinkindern. Diese Kanäle können Gesten, Mimik, Berührung und Blick umfassen. Es wird angenommen, dass multimodales Motherese, Säuglingen und Kleinkindern dabei hilft, die Sprache besser zu verstehen und zu lernen sowie soziale und emotionale Fähigkeiten zu entwickeln.

Zusammenfassend ist Motherese eine Art zu sprechen, während multimodales Motherese eine Art der Kommunikation ist, die mehrere Kommunikationskanäle umfasst.

Es gibt jedoch einige Eltern und Betreuer, die keine Ammensprache verwenden. Der Grund dafür kann darin liegen, dass sie glauben, dass die Verwendung von Babytalk die sprachliche Entwicklung ihres Kindes beeinträchtigen könnte. Oder sie finden die Ammensprache peinlich. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass das Fehlen von Motherese bei der Interaktion mit Kleinkindern zu einer verminderten sprachlichen Entwicklung führen kann.

Eine Studie ergab auch, dass Kleinkinder, die weniger als 30% ihrer Aufmerksamkeit auf Motherese-Sprache richten, eine 94%ige Wahrscheinlichkeit hatten, mit Autismus diagnostiziert zu werden.

Die Wichtigkeit und Sinnhaftigkeit der Ammensprache wird auch dadurch deutlich, dass sie zum (transkulturellen) „intuitiven Elternprogramm“ gehört. Wenn die Ammensprache nicht wichtig und sinnvoll wäre, würden wir sie nicht bei fast allen Kulturen finden.

Die Rolle des Wortschatzes in der sprachlichen Entwicklung von Babys

Ein weiterer wichtiger Faktor für die sprachliche Entwicklung von Babys ist das Vokabular, das von den Eltern verwendet wird. Die Sprache von Eltern, die mit spielenden Babys reden, enthält ein höheres Niveau an Sprachanregungen. Die Elternsprache ist auf die Bedürfnisse und Interessen des Babys abgestimmt. Babys, die auf Motherese angesprochen werden, entwickeln oft einen breiteren Wortschatz.

Fazit

Motherese kann also als ein Schlüsselaspekt der sprachlichen Entwicklung betrachtet werden, der weitreichende Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung hat. Eltern und Betreuer können ihr Kind unterstützen, indem sie gezielt und liebevoll mit ihrem Kind sprechen und auf seine Sprachentwicklung achten. Das Erkennen von Anzeichen wie geringes Interesse an Motherese könnte auch ein Marker für Autismus sein und frühzeitig eine Diagnose und gezielte Behandlung ermöglichen.

Quellen

Developmental Psychology
Childhood and Adolescence
David Shaffer,
Katherine Kipp
Geschrieben von Mara Schär

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