Suizid: Ein globales Problem, das noch immer tabuisiert wird

Suizid ist ein Thema, das vielen Menschen unangenehm ist. In der Regel wird es gemieden, weil es für die meisten Menschen schwer zu begreifen ist. Doch wir dürfen es nicht ignorieren. Suizid ist ein ernstes Problem, das in fast jedem Land der Welt auftritt. 

Jedes Jahr begehen rund 800.000 verzweifelte Menschen weltweit Suizid und wählen eine dauerhafte Lösung für ein möglicherweise vorübergehendes Problem (WHO, 2018e). 

Faktoren die das Suizidrisiko erhöhen

Forscher haben verschiedene Gruppen verglichen und Faktoren kategorisiert, die das Suizidrisiko erhöhen. Die Nation, die Rasse, das Gender oder das Alter können Einfluss auf die Suizidrate haben.

  • Russland hat die doppelte Selbstmordrate der Vereinigten Staaten.
  • Innerhalb der USA sterben Weisse und amerikanische Ureinwohner etwa doppelt so häufig durch Selbstmord wie BPoC (Black People of Color), Latinx und Menschen Asiatischer Herkunft (Curtin & Hedegaard, 2019).  
  • Bei Angstpatienten ist das Suizidrisiko verdreifacht und bei Depressiven verfünffacht (Bostwick & Pankratz, 2000; Kanwar et al., 2013).
  • Frauen und Mädchen erwägen oder versuchen eher Selbstmord als Männer. Aber weltweit sterben Männer doppelt so häufig durch Suizid.
  • Im späten Erwachsenenalter steigen die Raten weltweit, mit der höchsten Rate bei den über 70-Jährigen.
  • Personen mit Zwangsstörungen haben ein höheres Risiko für Depressionen, wodurch sich ihr Selbstmordrisiko erhöht (de la Cruz et al., 2017).
  • Suizidgedanken können auch zunehmen, wenn Menschen sich dazu getrieben fühlen, einen nach ihrer Meinung unerreichbaren Standard zu erreichen: wie z..B, dünn, heterosexuell oder reich zu werden. (Chatard & Selimbegović, 2011; Smith, M. et al., 2018).
  • Die Selbstmordraten sind unter Reichen, Nichtreligiösen und Unverheirateten viel höher (Norko et al., 2017; Okada & Samreth, 2013; VanderWeele et al., 2016, 2017).
  • Transgender- und geschlechtsnichtkonforme Jugendliche, die einem nicht unterstützenden Umfeld ausgesetzt sind, haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko, einen Selbstmordversuch zu unternehmen.
  • Auch die soziale Suggestion kann Selbstmordgedanken und -verhalten auslösen. Eine Analyse der Daten von 17 Millionen Twitter-Nutzern zeigte, dass das Teilen von Selbstmordgedanken einen Welleneffekt hatte und Selbstmordgedanken über das eigene soziale Netzwerk verbreitete (Cero & Witte, 2019).
  • Negative Emotionen neigen dazu, unter der Woche zu steigen. Die Selbstmordraten sind im April und Mai am höchsten und nicht (wie allgemein angenommen) in den Winterferien.

NSSI, als Risikofaktor für zukünftige Suizidversuche

Einige Menschen – hauptsächlich Jugendliche und Frauen – können sich an nichtsuizidalem Selbstverletzen (NSSI) beteiligen. Sie können sich zum Beispiel in die Haut schneiden oder verbrennen, sich selbst schlagen oder Gegenstände unter ihre Nägel einführen. Diejenigen, die sich in NSSI engagieren, haben Mobbing, Belästigung oder Stress erlebt. Sie sind sowohl selbstkritisch als auch impulsiv. Manche finden Erleichterung von intensiven negativen Gedanken durch die Ablenkung von Schmerz, andere erregen Aufmerksamkeit und holen Hilfe, manche können Schuldgefühle lindern, indem sie sich selbst bestrafen.

Diejenigen, die sich an NSSI beteiligen, sind in der Regel keine Selbstmordversucher (Evans & Simms, 2019; Nock & Kessler, 2006). Nichtsdestotrotz ist NSSI ein Risikofaktor für zukünftige Suizidversuche.

Die weltweite Suizidrate

Die Fakten sprechen für sich: Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) betrug die weltweite Suizidrate im Jahr 2019 9,0 pro 100.000 Einwohner. Die USA hatten mit 16,1 pro 100.000 die höchste Suizidrate unter den G7-Ländern, während Italien mit 6,7 pro 100.000 die niedrigste aufwies. Deutschland lag bei einer Suizidrate von 12,3 pro 100.000 Einwohner. Unter den BRICS-Ländern betrug die Suizidrate zwischen 6,9 in Brasilien und 25,1 in der Russischen Föderation. 

In der Schweiz sind Sterbehilfe und assistierter Suizid legal

Im Jahr 2014 wurden insgesamt 752 assistierte Suizide durchgeführt (330 Männer, 422 Frauen), verglichen mit 1.029 nicht assistierten Suiziden (754 Männer, 275 Frauen). Die meisten assistierten Suizide betrafen ältere Menschen, die an einer tödlichen Krankheit litten. Kritiker sprechen von "Suizidtourismus", da Schweizer Sterbehilfeorganisationen von Ausländern weit verbreitet genutzt werden. Im Jahr 2008 waren deutsche Staatsbürger 60% der Gesamtzahl der von der Organisation Dignitas assistierten Suizide. 

Auswirkungen von Suizid und Suizidversuchen

Suizid und Suizidversuche haben schwerwiegende emotionale, körperliche und wirtschaftliche Auswirkungen. Menschen, die Suizidversuche unternehmen und überleben, können schwerwiegende Verletzungen erleiden, die langfristige Auswirkungen auf ihre Gesundheit haben können. Sie können auch Depressionen und andere psychische Probleme erleben.

Suizid und Suizidversuche beeinträchtigen die Gesundheit und das Wohlbefinden von Freunden, Angehörigen, Arbeitskollegen und der Gemeinschaft. Wenn Menschen durch Suizid sterben, können ihre überlebenden Familienmitglieder und Freunde lange Trauer, Schock, Wut, Schuldgefühle, Symptome von Depressionen oder Angstzuständen und sogar Gedanken an Suizid selbst erleben. 

Der finanzielle Tribut, den Suizid auf die Gesellschaft hat, ist ebenfalls kostspielig. Im Jahr 2020 kosteten Suizid und nicht-tödliche Selbstverletzungen die Nation mehr als 500 Milliarden US-Dollar an medizinischen Kosten, Arbeitsausfallkosten, Wert des statistischen Lebens und Kosten für die Lebensqualität. 

Präventionsmassnahmen gegen Suizid

Es gibt jedoch verschiedene Möglichkeiten, Suizide zu verhindern. Eine wichtige Massnahme ist die Förderung der psychischen Gesundheit und die frühe Erkennung und Behandlung von psychischen Erkrankungen. Darüber hinaus können die Reduzierung von Stigmatisierung, der Ausbau von Unterstützungsnetzwerken und die Förderung von Lebenskompetenzen dazu beitragen, das Risiko von Suizid zu senken. 

Akute Suizidkrisen: professionelle Hilfe in Anspruch nehmen

In akuten Suizidkrisen kann es hilfreich sein, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dazu gehören telefonische Beratungsstellen, Krisendienste und psychiatrische Kliniken. Es ist auch wichtig, dass Personen in der Umgebung von Menschen mit Suizidgedanken auf Warnsignale achten und diese ernst nehmen, um rechtzeitig Unterstützung zu suchen. 

Suizidprävention: eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Es ist wichtig zu betonen, dass Suizidprävention eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist und dass jeder dazu beitragen kann, Suizide zu verhindern. Offene Gespräche über das Thema, das Teilen von persönlichen Erfahrungen und das Verbreiten von Informationen und Hilfsangeboten können dazu beitragen, das Bewusstsein für Suizidprävention zu erhöhen und Menschen in Krisen zu unterstützen.

Quellen:

  • Psychology, David G. Myers, C. Nathan DeWall
  • https://www.destatis.de/EN/Themes/Countries-Regions/International-Statistics/Data-Topic/Population-Labour-Social-Issues/Health/Suicide.html
  • https://www.cdc.gov/suicide/facts/index.html
  • https://en.wikipedia.org/wiki/Euthanasia_in_Switzerland
  • Geschrieben von Mara Schär

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