Angststörungen: Wenn die Angst den Alltag bestimmt

Angst gehört zum Leben. Sie ist ein natürliches Gefühl, das uns schützt – vor Gefahren, Risiken oder bedrohlichen Situationen. Doch was, wenn die Angst plötzlich überhandnimmt? Wenn sie auftaucht, obwohl keine reale Bedrohung besteht? Wenn sie das Denken, Handeln und Fühlen lähmt?

Dann sprechen wir von Angststörungen – einer der häufigsten psychischen Erkrankungen weltweit. In diesem Artikel bekommst du einen verständlichen Überblick über das Thema, mögliche Ursachen, Symptome, Formen und Wege der Therapie.

Was sind Angststörungen?

Angststörungen sind mehr als „nur ein bisschen nervös“. Sie sind Angsterkrankungen, bei denen das Angstgefühl nicht mehr im Verhältnis zur Realität steht. Die Angst wird zum dauerhaften Begleiter, oft ohne erkennbaren Grund – und sie beeinflusst das gesamte Leben.

Etwa jede*r fünfte Mensch in der Bevölkerung erlebt im Laufe des Lebens eine Angsterkrankung. Dabei sind Frauen häufiger betroffen als Männer.

Die häufigsten Formen von Angststörungen

Es gibt verschiedene Arten von Angststörungen – jede mit eigenen Auslösern, Symptomen und Mustern:

1. Generalisierte Angststörung (GAS)

Ständige Sorgen, ohne konkreten Anlass. Betroffene grübeln über Zukunft, Gesundheit, Beziehungen oder Arbeit – oft bis zur Erschöpfung.

2. Panikstörung

Plötzliche, wiederkehrende Panikattacken mit körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Schwitzen, Schwindel, Zittern oder Atemnot. Viele Betroffene fürchten die nächste Attacke – die sogenannte Angst vor der Angst.

3. Phobien

Starke Angst vor bestimmten Dingen oder Situationen – z. B. Spinnenphobie, Flugangst, Höhenangst oder Angst vor engen Räumen. Diese Ängste führen oft zu Vermeidungsverhalten.

Wie fühlen sich Angststörungen an?

Angststörungen zeigen sich oft mit deutlichen körperlichen und seelischen Reaktionen:

  • Herzrasen, Schwitzen, Zittern

  • Nervosität, Unruhe, Anspannung

  • Gefühl von Kontrollverlust oder „Ich werde verrückt“

  • Rückzug aus dem sozialen Alltag

  • Starke Unsicherheit in einfachen Situationen (z. B. im Auto, im Supermarkt oder sogar im eigenen Haus)

Viele Betroffene berichten, dass sie sich wie gelähmt fühlen – als ob ihr Körper in ständiger Alarmbereitschaft sei.

Woher kommt die Angst? Ursachen und Auslöser

Die Ursachen von Angststörungen sind vielfältig und oft individuell. Häufig spielen mehrere Faktoren zusammen:

  • Stress, Überforderung oder traumatische Erlebnisse

  • Familiäre Veranlagung oder genetische Komponenten

  • Veränderungen im Gehirnstoffwechsel

  • Ungelöste emotionale Konflikte

  • Erziehungsstile, frühe Verlusterfahrungen oder hohe Erwartungen

Auch körperliche Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder hormonelle Störungen können eine Rolle spielen.

Wann wird Angst zur Krankheit?

Angst wird zur Störung, wenn sie:

  • über Wochen oder Monate anhält

  • in keinem Verhältnis zur realen Gefahr steht

  • den Alltag stark einschränkt

  • zu Vermeidungsverhalten, sozialem Rückzug oder Schlafproblemen führt

  • körperliche Beschwerden auslöst, für die kein medizinischer Grund gefunden wird

Wenn du dir unsicher bist, ob du betroffen bist, kann ein Selbsttest (z. B. auf vertrauenswürdigen Gesundheitsportalen) erste Hinweise geben. Dennoch: Eine genaue Diagnose sollte immer durch eine:n Arzt oder Therapeut:in gestellt werden.

Der Weg zur Diagnose

Viele Patienten zögern, sich Hilfe zu holen. Sie haben Angst, nicht ernst genommen zu werden oder als „schwach“ zu gelten. Doch genau das Gegenteil ist der Fall: Den ersten Schritt zu machen, ist ein Akt von Stärke.

Ein guter Start ist ein Gespräch mit dem Hausarzt. Von dort aus kann die Überweisung zu Spezialisten wie Psycholog:innen, Psychiater:innen oder Psychotherapeut:innen erfolgen.

Möglichkeiten der Therapie

Angststörungen sind gut behandelbar – wichtig ist nur, rechtzeitig aktiv zu werden. Hier ein paar bewährte Ansätze:

1. Kognitive Verhaltenstherapie (CBT)

Eine der wirksamsten Methoden. Du lernst, deine Gedanken und Verhaltensweisen zu erkennen, zu verstehen und zu verändern.

2. Expositionstherapie

Du stellst dich unter Anleitung Schritt für Schritt deinen Ängsten – z. B. bei Phobien.

3. Entspannungsverfahren

Atemübungen, progressive Muskelentspannung oder Achtsamkeit helfen, körperliche Symptome zu lindern.

4. Medikamentöse Unterstützung

In manchen Fällen helfen Antidepressiva oder angstlösende Medikamente – immer in Absprache mit Fachpersonen.

Was du selbst tun kannst: Tipps für den Alltag

Sprich darüber: Tausche dich mit vertrauten Menschen aus. Allein das Teilen deiner Sorgen kann entlasten.

Bleib in Bewegung: Regelmäßiger Sport wirkt wie ein natürlicher Stresskiller.

Vermeide Alkohol & Koffein: Diese Stoffe können Angstzustände verstärken.

Schreibe deine Gedanken auf: Das hilft, Abstand zu gewinnen und Muster zu erkennen.

Baue tägliche Routinen auf: Sie geben deinem Tag Struktur und deinem Kopf Ruhe.

Angst ist behandelbar – du bist nicht allein

Es ist wichtig zu verstehen: Jeder kann betroffen sein. Angststörungen treffen nicht nur „Schwache“ oder sensible Menschen. Sie sind weit verbreitet – und behandelbar.

Schätzungen zufolge leiden mehrere Millionen Menschen allein in Deutschland an Angsterkrankungen. Du bist also weder komisch noch alleine. Es gibt Hilfe, Wege, Lösungen.

Fazit: Angst darf da sein – aber sie muss dich nicht beherrschen

Angststörungen sind ernstzunehmende Erkrankungen, die das Leben stark beeinflussen können. Aber sie sind auch ein Signal – ein Hinweis darauf, dass etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist.

Wenn du betroffen bist: Du musst nicht warten, bis „es besser wird“. Du kannst aktiv werden, Klarheit finden und dir Unterstützung holen. Es gibt viele Wege – und du darfst sie in deinem Tempo gehen.

Der erste Schritt ist oft der schwerste. Aber er ist auch der wichtigste.

Geschrieben von Ayan Masood

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